Guy Krneta «Ds gröschte Gschänk» – «Tschuldigung» 8

Am Morge vo Heiligaabe het dr euter Sohn gseit, uf eis Gschänk fröi’r sech bsungers. Öb’s öpis sig, won’r sech gwünscht heig, ha ne gfragt. Vo wäm dass’r’s überchöm, ha ne gfragt. U vo won’r überhoupt wüss, dass’r’s überchöm, ha ne gfragt. Aber är het glachet wi eine, wo meh weiss aus angeri.

Am Aabe si ungerem Boum vrschidnigi Gschänk gläge. U hingerem Boum es grosses Päkli, wo em jüngere Sohn ufgfauen isch. Für wän das Päkli sig, het’r wöue wüsse. Aber i ha gseit, das gsäch’r de, itz müess’r haut no chli Geduud ha bis zur Bescheerig.

Bir Bescheerig isch’s dr jünger Sohn gsi, wo aus erschts sini Päkli het wöue vrteile, won’r gmacht het gha im Chindergarte. När hei d Ching d Päkli übercho vo den Erwachsnige. U em Schluss isch’s dr euter Sohn gsi, wo sini Päkli vrteilt het.

Was mit däm grosse Päkli sig hingerem Boum, het dr jünger Sohn gfragt, wo aui angere Päkli si vrteilt gsi. Das gsäch’r grad, het dr euter Sohn gseit, itz gäb’s nämlech non en Überraschig. U när het’r das grosse Päkli hingerem Boum füregno.

Das Gschänk, het dr euter Sohn gseit, mach är öper ganz Bsundrigem: Tschuudigung, sich säuber. U när het’r’s aafa uspacke. Es isch guet iipackt gsi, ire Chischte, mit viu Papier drumume, und usecho isch am Schluss es Chüssi. Won’r säuber het gfärbt u gnäjt gha ir Schueu. Über Wuche. Mir hei ne globt u das Chüssi beschtuunt.

Aber dr jünger Sohn het gfragt, öb me das überhoupt dörf, sich säuber öpis zur Wienachte schänke. Wüu we me das dörf, tschuudigung, de mach är das nächschts Jahr o.

© Ayse Yavas

Guy Krneta, 1964 geboren in Bern, lebt in Basel. Krneta war Dramaturg und Co-Leiter an verschiedenen Bühnen in Deutschland und der Schweiz. Er ist Mitbegründer des Spoken-Word-Ensembles «Bern ist überall» und initiierte u.a. das Schweizerische Literaturinstitut in Biel. Krneta schrieb zahlreiche Theaterstücke und Bücher, die mit Preisen ausgezeichnet wurden.

«Die Perücke», Roman, Der Gesunde Menschenversand; Alles oder nichts. Alles fürs Theater macht die Regisseurin Rike. Kompromisslos widmet sie ihm ihr ganzes Leben. Nichts mehr vom Leben erwartet die junge Esther. Kompromisslos bringt sie sich um. Beiden gerecht zu werden versucht ein Ich-Erzähler. An der Seite Rikes wird er vom Regieassistenten zum Autor. Als Freund Esthers schaut er hilflos zu, wie sie verzweifelt.
Guy Krneta hat aus einem Stück Lebens- und Theatergeschichte einen bewegten und bewegenden Roman geschrieben.

Illustration © leale.ch

Andri Beyeler «20.30 gleiches Ambiente»

Ein Popduo, bestehend aus Marthe und Mägpi, gastiert in der Kleinstadt, aus deren ländlichem Umfeld Mägpi stammt. Vor gut zehn Jahren hat seine damalige Schülerband, bestehend aus Gwaag, Fink und ihm, in demselben Lokal eines ihrer letzten Konzerte gegeben.

I. Marthe
Mir hocked i eim vo däne Sofas, wo mr immer dinn hocked, und denäbed schtoht ein vo däne Chüelschränk, wo immer denäbed schtönd, au de obligat Täller mit de drei Öpfel, zwei Banane und de Orange ufem Tischli vorem Schpiegel fählt nid, und gliich isch da etz also die Garderobe, wie da nu die Garderobe isch, so wie de Mägpi di ganz letscht Ziit drüber gredt hät, ohni dan er drüber gredt hett, und ich gliich und genau gmärkt ha, dan er nu über da redt.
«Isch okay doh, oder?», frogt de Mägpi. «Doch», säg i und de Mägpi: «Nüt bsunders, aber okay.» –«Doch, hät nid tosche, de erscht Iidruck.» – «Klar ischs eis vo däne Löcher.» – «Es Ässe isch guet gsi.» – «Mol nid, hüt gits, was niemez susch git, wa denn gliich immer s Gliich isch wie überall, bis uf d Sauce villicht.» – «Würkli guet.» – «Schtimmt.» – «Und d Lüüt sind au fründlich.» – «So sind s halt doh», seit de Mägpi und ich: «Du mueschs jo wüsse.»

II. Mägpi
Müest i allwäg scho, und allwäg wüüsst is au, aber ich säg nüt meh dezue, wien i di ganz letscht Ziit nüt meh dezue gseit ha, wenns druf use gloffe isch, öppis meh dezue z säge, da mr hüt z Obed doh, wo d Marthe und ich etz ide Garderobe devo, us irgendere Gegend chömed mr schliesslich alli; überhaupt hockt me bequem i däm neue Sofa, brummt er aagnehm, dä neu Chüelschrank, und da ganz Gmües ufem Tischli vorem Schpiegel gseht au frisch pflückt us. Doh cha d Marthe nu so chli umetrömmele mit de Finger wie de Gwaag denn so chli mit de Sticks, tänk i und tänk dra, wien i tänkt ha: Guet, trömmelet er da nomol dure.
«Wa?», frogt de Gwaag, und ich säg: «Dä Rhythmuswächsel.» – «So», seit de Gwaag und ich: «Wa mr no gänderet händ halt.» – «Da isch nid würkli en Rhythmuswächsel, da isch eifach de Akzänt e biz andersch gleit», seit de Fink und ich: «Hauptsach, es chunnt denn.» – «Chunnt denn so oder so», seit de Gwaag und ich: «Jo, da sowiso.» – «Chunnt denn scho.» – «Klar chunnts denn scho, wie immer alles denn scho chunnt bi dir chunnt immer alles irgendwie», säg i und leg d Gitarre uf d Siite. «Färtig gschtumme?», frogt de Gwaag, und ich säg: «Für s erschte.» – «Scho klar. Und du?», frogt de Gwaag de Fink, wo uf sim Bass no so chli vor sich aneklimperet. «Wa?», frogt de Fink, und de Gwaag frogt: «Am ufwärme?» – «Nid würkli», seit de Fink und de Gwaag: «Natürli.» – «Hät nid schlächt tönt», säg ich und de Gwaag: «Sind jo schliesslich au kän Schportverein.» – «Ämel so wiit wie mes ghört hät.» – «Kä verdammti Junioreabteilig vo wa weiss ich wa für ere Kampfmannschaft.» – «Chönt me villicht öppis drus mache.» – «Wa für e Kampfmannschaft?», frogt de Fink und leit sin Bass wäg. «Nochwuchsband, wenn i da nu scho ghör», seit de Gwaag, und de Fink schtoht uf. «Wa machsch?», frog i, und de Fink macht en Schritt Richtig Türe.

III. Fink
Ich schtoh doh ide Garderobe und schtreck mi dure, no massig Ziit und langsam e chli äng doh inne, sowiso chönt me mol go luege, wär scho doh und öb überhaupt scho öpper; en erschts Mol go seiche sött i au, also use us däm Kabuff doh und über d Bühni dur de Zuschauerruum, wo no nid würkli de Huufe los isch und au no niemert umeschtoht, wo sichs lohne würd, schtoh z bliibe defür, wiiter Richtig Schtäge, und won i die denn grad durue wott, chömed grad zwei die durab, di eint vo ine känn i, märk i, und si, won i nu so vom Gseh känne, chunnt diräkt uf mich zue.
«Und, scho chli ufgregt?», frogt si. «Wa?», frog ich, und si seit: «Du ghörsch doch zu däne, wo etz denn doh.» – «Scho», säg ich und si: «Äbe.» – «Wa?» – «Scho chli ufgregt?» – «Und sälber?» – «Kän Grund dezue, oder?» – «Wa weiss ich.» – «Da würd i gärn wüsse.» – «Wa?» – «Äbe.» – «Chumm, isch guet etz», seit d Nati, und si, won i nu so vom Gseh känne – oder söll i säge: vom Luege – seit: «Guet.» – «Hoi», seit d Nati, und ich säg: «Hoi.» Und d Nati: «Dasch d Charlotte.» Uf da abe d Charlotte: «Hoi.» Denn isch en Momänt lang schtill. «Schö, chömed er cho lose», säg i und d Charlotte: «Öbs schö würd, ghöred mr denn.» – «Sind scho gschpanne», seit d Nati, denn isch en Momänt lang schtill. «Also bis schpöter», säg ich, und d Nati seit: «Jo bis nochane.» – «Bis denn», seit d Charlotte, und ich gang wiiter. Worum dan i nid no gschnäll gfroget ha, öb di andere au no chömed, weiss i allerdings au nid. «So isch er halt», seit d Nati und d Charlotte: «Denn wäred mr etz doh.» – «Oder tuet er zmindscht.»

IV. Charlotte
Wäred mr etz also gliich doh, au wenn mr üs bis zletscht nid würkli einig gsi sind, öb mr söled oder nid und defür is Kino, oder diräkt uf die Fete, aber etz simmr doh, zmindscht d Nati und ich schtönd doh etz vor de Bühni, bis da d Nati denn mol a d Bar goht, und wo da d Corinna und d Nico sind, wär weiss, si chöm e chli schpöter, hät d Corinna gmeint, guet, lueged mr mol, aber lieber wärs mr, ich gsähcht denn d Nico, au wenn die vo Aafang aa degege gsi isch, wan i jo au irgendwie verschtoh cha, aber irgendwie verschtohn is gliich nid. Klar ischs iren Brüeder, wo hüt z Obed doh, nu ischs jo nid nu er, und so wie d Corinna und d Nati verzellt händ, ischs eh vor allem er am Schlagzüüg, wo me nie wüssi, wa alles chös cho vo im; hät zwor vorane uf de Schtäge gar nid so de Iidruck gmacht, villicht eifach nomol froge, wär genau wa schpilt, wenn d Nati denn zrugg isch mitem Bier.
«So, doh wär i wider.»
De Kusi schtreckt mr da Bier ane, wie mr da denn d Nati anegschtreckt hät, fallt mr uf.
«Voilà.»
Und das d Nati und ich denn aber vo öppis anderem gha händ, fallt mr ii.
«Proscht.»
Wien i au etz bi öppis anderem bi weder de Kusi, wo wider aafangt und nomol erklärt, worum da Rock and Roll never dead will:
«Rock and Roll will never dead will…»

Illustration © Andri Beyeler

Andri Beyeler, geboren 1976 in Schaffhausen, lebt in Bern. Mitglied der freien Tanz-Theater-Gruppe Kumpane. Mehrere Theaterstücke, Bearbeitungen und Übertragungen. 2017 wurde er von der Stadt Bern mit dem Welti-Preis für das Drama ausgezeichnet. 2018 erschien bei Der gesunde Menschenversand «Mondscheiner«, eine Ballade.

Beitragsbild © Beat Schweizer

Nora Gomringer «Vielmals»

Einmal tanzte der Bauer so wild im Matsch, dass das Kalb sich erschreckte

Einmal nahm ich Rizinus und verlor das Kind

Einmal lief sie einem Mann nach, der sie partout nicht wollte

Einmal wollte ich einen Apfel vom Baum schütteln und bekam zehn auf den Kopf

Einmal kam ein Soldat und als ich ihm die Hand geben wollte, sah ich, dass da bei ihm keine mehr war

Einmal schoss ihr das Blut in den Kopf, als sie einen Ländler mit dem Landrat tanzen sollte

Einmal pinkelte sie im Stehen, um ihre Füße auf der eiskalten Weide zu wärmen

Einmal stand da ein Kuchenbuffet und das Haus duftete nach Erinnerungen, weil sie keinen mehr backen würde

Einmal rief er mich beim Namen meiner Schwester

Einmal war der Bauer so müde, dass er im Stall auf meiner Schwester einschlief

Einmal erzählte ich der Lehrerin, was uns passierte auf dem Hof

Einmal kam sie zu Besuch Einmal und nie wieder

Einmal schüttelte ich die Betten und die Federn wirbelten herum wie im Märchen

Einmal sagte sie, sie wolle den Bruder in der Stadt besuchen und der Bauer sagte vielleicht

Einmal wieder sagte er vielleicht

Einmal noch fragte sie

Einmal zeichnete ich einen großen Hund und schraffierte seine Umrisse, weil es wichtig ist, unberechenbar zu bleiben

Einmal kam ein Brief an meine Schwester an und der Bauer las ihn ihr vor in ihrer Kammer, der Bauer las sehr langsam

Einmal hielt ich eine Hand im Dunkeln, sie war warm und weich

Einmal war die Mutter bei uns und trank Schnäpse mit dem Bauern

Einmal berührten sich dabei ihre Hände, gleich packte sie ihre Tasche und ging, ohne auf mich gewartet zu haben

Einmal kam ich nach Hause zu einem leeren Haus, nie war ich glücklicher

Einmal fiel ein Hund in die Jauchegrube

Einmal musste der Jäger kommen, der trank auch Schnäpse

Einmal sagte meine Schwester, sie könne rennen wie der Wind

Einmal war das Fenster offen, bevor alle wach waren in diesem Haus, der Wind wehte hinein

Einmal stand ich im Nachthemd, es war sehr früh, und ich sah meiner Schwester nach, wie sie rannte wie der Wind

Einmal stellte ich Milch, Brot, Schnaps auf den Tisch

Einmal fasste er mich an, sagte Worte, die ich nicht verstand, zeigte Geheimnisse auf

Auf einmal war und blieb ich meine Schwester, ersetzte ein um das andere Mal einen Menschen mit einem anderen

Einmal noch sah ich die Glühwürmchen im Glas, wurde noch einmal meine Schwester 

Einmal mein Bruder dann: der Wind

(2015 Verlag für gesunden Menschenversand. «Ach Du je«)

Video © Judith Kinitz

Nora Gomringer «Gottesanbeterin», Voland & Quist, 2020, 95 Seiten, CHF 27.90, ISBN 978-3-86391-250-5

Nora Gomringer hat zahlreiche Lyrikbände vorgelegt und schreibt für Rundfunk und Feuilleton. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen sowie Aufenthaltsstipendien in Venedig, New York, Ahrenshoop, Nowosibirsk und Kyoto wurde ihr 2012 der Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik zuerkannt. 2015 erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Preis und 2019 war sie Max-Kade-Professorin des Oberlin College and Conservatory in Ohio. Nora Gomringer lebt in Bamberg, wo sie das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia als Direktorin leitet.

Webseite der Autorin

Beitragsbild © Judith Kinitz

Dragica Rajčić Holzner «Glück»

Dies ist Auszug aus Dragica Rajčić Holzners Theatertext «Glück» in der Reihe Stückbox. Regie führte Ursina Greul, gespielt wurde es in Basel und Zürich.

Ana Jagoda, die Protagonistin, erzählt in Umgangsdeutsch die Geschichte ihrer Liebe. Es ist zugleich auch die Geschichte einer Suche nach Wahrhaftigkeit des Schmerzes und der Gewalt in einer durch und durch patriarchalischen Welt.

 

Glück 

Ganze Abend verflog wie im Halbtraum. Mein Mund trocken. Ich schmige meine Arme an Igor Arm weil es kälter wurde, ich bin übermutig und noch von einer unbestimmte einzige Absicht durchzogen. 

Bin ich das Mädchen mit der tragischen und schönen Idee der Wel?. Sie ist in der Musik und unter dem Mantel des Rauchs versteckt erste, erste, letzte Liebe Jetzt.

Igors Hand um meine Schulter. – Gehen wir ausser Glück, Igor gab mir seiner Hand. Wir stolperten wie zwei von Ertrinken gerettete einander umklammert durch den steinigen Weg zur kleine Wiese mit dem Heuschober um sich dort auf Heu niederzulegen. Meine Zunge ist schwer, diese am Film gesehener filmischen Kuss verlor etwas an seine Filmigkeit weil wir nicht wussten wann hört man richtig auf, wo endet die Sehnsucht und beginnt Wirklichkeit. Heimlich wollte ich mich aus der Umarmung herausschleichen aber hatte Angst  das Igor womöglich diesen Wunsch sieht. Igor zu halten ohne das sich Zeit bewegt, das Glück stehen lassen in der Brust, in den Händen. 

«Volim te» Wie weiss man das ?

Eingeboren ist es sagte Igor und hielt etwas länger seine Hand unter meinen Pulover am Rücken. Ist es gleich mit Vögeln, Katzen, Bearen, Schafen?

Sternwirklichkeit macht kein halt von Botanik und Zoologie, hast du nie gehört Ana das Gott Liebe ist? 

Ja, von don Lilo, meinem Prister. Igor fragte nicht nach. 

Schreib auf für später Ana so, gut so.

Alles was ich unter meiner Kopfhaut hatte, meinen Haaren, meinen Fingern, löste mich auf, dort wo es eine andere als mich geben könnte, mit diesen erträumten ersten Kuss kam ich schwindelfrei in die Glücke und entfernte die Unglücke von mir  wischte sie mit dem Atem, seinem, meinem, weg von mir, einender einatmen, wiederholend, dort wo wir miteinander oder jeder allein gehen könnte, ausgeholt, überholt von Herrlichkeit des nicht Sprechens, du aus allen Poren der Welt kriechendes Uhrzeiger des Schikals berührt meine Haare, drückte meine Schulter an sich herein, diese unbedingte Rettung vor der ganzen Welt, nein, vorübergehend war nichts, ewig ist es klang es im Kopf, ich untersuchte nichts, ein unerhörter Zustand, in welchem niemand sich befand außer uns, dort wo sich die Umstürze der Sterne ereigneten, waren wir.

Alfred Schlienger, NZZ Redaktor, schreibt: «Warum beglückt diese Inszenierung von Dragica Rajčić «Glück» in der Reihe Stückbox so sehr und so innig? Denn erzählt wird ja eigentlich der schmerzhafte Verlust von Glück. Aber da ist ein Text, der raffiniert mit Sprache spielt und gleichzeitig subtil unsere Emotionen entfacht und einfängt. Und da ist mit Monika Varga eine junge Hauptdarstellerin, die diesen Text und diese Figur mit jeder Faser trägt. Mit Charme und Trauer, Verletztheit und Wut, Sehnsucht und Verlorenheit. Das entwickelt im Spiel eine unglaubliche Präsenz und Wahrhaftigkeit, die einen von Anfang bis Schluss in Bann schlägt. Und da ist nicht zuletzt die souveräne Regie von Ursina Greuel, die all diese Mittel sehr gezielt und dosiert einsetzt. Kein falscher, rührseliger Ton, kein Zuviel und kein Zuwenig. Zauberhaft auch der intimäae Einbezug von Musik und Gesang. Keine Spur von Balkantümelei. Präzis verankert und dadurch universell. Ein rares, kleines, grosses Theater-Glück.

Am 27. November 2019 ist Buchpremière im Literaturhaus Zürich.

Dragica Rajčić Holzner, geboren 1959 in Split (Kroatien), lebt seit 1978 in St.Gallen. Hier Gelegenheitsarbeiten als Putzfrau, Büglerin, Heimarbeiterin, Aushilfslehrerin. Verheiratet, drei Kinder. 1988-1991 Kroatien: Gründung der Zeitung «Glas Kasela»; journalistische Arbeit. Nach Kriegsausbruch Flucht mit den Kindern in die Schweiz; Öffentlichkeitsarbeit über den Krieg in Ex-Jugoslawien. Bücher: Halbgedichte einer Gastfrau, 1986 und 1994; Lebendigkeit Ihre züruck, Gedichte 1992 (vergriffen); Nur Gute kommt ins Himmel, Kurzprosa 1994 (alle eco Verlag); Theaterstücke: Ein Stück Sauberkeit, 1993; Auf Liebe seen, 2000.